Gestern kam es innerhalb von drei Tagen zum zweiten Zwischenfall im Nahen Osten, als Saudische Ölanlagen von bewaffneten Drohnen angegriffen wurden. Erwartungsgemäß schossen die börsengehandelten Rohölpreise mit dieser Meldung am Mittag in die Höhe. Ein kleines Gegengewicht setzte am späteren Abend das American Petroleum Institute API mir den wöchentlichen Bestandsdaten, die eher preissenkend wirkten. Die Marktteilnehmer erwarten heute den Monatsbericht der International Energy Agency IEA und den Wochenbericht des US Energieministeriums zu den Ölbeständen. Sollten sich die Prognosen des API bestätigen, könnten die Preise heute fallen.

 

Konfliktpotenzial im Nahen Osten steigt

Die Lage im Nahen Osten ist und bleibt problematisch. Mit dem Angriff auf Ölpumpstationen in Saudi-Arabien nehmen die Spannungen zwischen den USA und dem Iran weiter zu. Denn verantwortlich für die bewaffneten Drohnenangriffe sind die jemenitischen Huthi-Rebellen, die wiederum vom Iran unterstützt werden.

 

Durch den Angriff ist an einer der betroffenen Pumpstationen ein Feuer ausgebrochen. Aus Sicherheitsgründen habe der staatliche Ölkonzern Saudi-Aramco den Betrieb der Ost-West-Pipeline zunächst eingestellt, so der Energieminister Khalid al-Falih. Marktteilnehmer fürchten nun eine militärische Eskalation, da diese die Ölpreise massiv in die Höhe schnellen ließe.

 

US Ölbestände deutlich höher als erwartet

So wie jeden Dienstag veröffentlichte das American Petroleum Institute auch gestern die aktuellen Zahlen zu den Beständen von Rohöl, Benzin und Destillaten in den Vereinigten Staaten. Der Bericht hielt gestern einige Überraschungen bereit, denn es gab bei allen Produkten Aufbauten zu verzeichnen. Vor Allem die Rohölmengen haben mit 8,6 Millionen Barrel (à 159 Liter) wider erwarten klar zugelegt.

 

Ungewöhnlich ist dieser Zuwachs schon allein deshalb, weil die Raffinerien mit der beginnenden Sommernachfrage nach Benzin einen höheren Bedarf an Rohöl haben. Üblicherweise sinken die Rohölvorräte in den USA zwischen April und Oktober. Die Versorgungslage in den USA scheint also im Klima der allgemeinen Angebotsknappheit durch Sanktionen und OPEC-Kürzungen wider erwarten sehr komfortabel.

 

Damit sendet der Bericht einen klar preissenkenden Impuls in den Markt, der sich allerdings bisher noch nicht eindeutig durchgesetzt hat. Die Marktteilnehmer scheinen den Bericht des Amerikanischen Energieministeriums DOE abwarten zu wollen, der heute Nachmittag erscheint. Er ist oft detaillierter als der Bericht des API und könnte somit durchaus für einen klareren Richtungswechsel sorgen.

 

Ausblick

Heizöl wird heute schon wieder etwas teurer erwartet als gestern. Neben dem Preisanstieg an den Börsen wirkt sich auch der recht schwache Euro auf die Inlandspreise aus, denn er macht in Dollar gehandeltes Rohöl für Käufer aus dem Euroraum tendenziell teurer. Verbraucher zahlen demnach heute etwa +0,30 bis +0,50 Euro mehr als gestern morgen.


Source: Futures-Services