Die ``ewigen`` Chemikalien im Fokus

Wie die PFAS-Gesetzesänderung die Schmierstoffindustrie beeinflusst.

Derzeit steht in der Europäischen Union (EU) das Verbot einer ganzen Stoffgruppe im Raum. Eine künftige Gesetzesänderung zur Beschränkung von per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) könnte daher erhebliche Auswirkungen auf die Schmierstoffindustrie und deren Kunden haben.

Auch in bestimmten Schmierstoffen werden PFAS verwendet. Am häufigsten treten sie in den Untergruppen der Perfluorpolyether (PFPE) und der Polytetrafluorethylen (PTFE) auf. Hierbei werden PFAS nicht nur in Produkten selbst, sondern auch zur Herstellung, beim Transport sowie für die Lagerung eingesetzt, da sie äußerst langlebig und widerstandsfähig im Umgang mit aggressiven Chemikalien sind. Dies ermöglicht den Schmierstoffen extremen Bedingungen standzuhalten und während der gesamten Lebensdauer funktionsfähig zu bleiben. Auch die stabile Struktur der „ewigen PFAS-Chemikalien“ sorgt dafür, dass Oberflächen schmutz-, fett- und wasserabweisend bleiben und sie aufgrund ihrer Abrieb- und Verschleißbeständigkeit zahlreich eingesetzt werden können. Darüber hinaus können PFAS-basierte Schmierstoffe bei extremer Hitze, Druck oder UV-Strahlung resistent bleiben, was bei einigen Schmierstoffanwendungen unerlässlich ist. Vor allem schonen sie Ressourcen, indem sie Energie und CO2-Emissionen einsparen und durch ihre extreme Langlebigkeit zu einer Reduzierung des Schmierstoffverbrauchs beitragen – weshalb sie bislang unverzichtbar in der Branche sind. Die Industrie verwendet derzeit 600 PFAS für über 10.000 verschiedene Produkte.

 

Jedoch existieren auch Risiken bei der Verwendung von PFAS:

Die Chemikalien sind persistent und können sich in Gewässern, Böden und Organismen ansammeln, da sie sich nicht natürlich abbauen oder zersetzen – und somit ökologische Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und ganze Ökosysteme haben. Das pauschale Verbot zielt darauf ab, die Freisetzung von PFAS in die Umwelt zu verhindern sowie die Gesundheitsrisiken bei der Verwendung zu minimieren.

 

LÖSUNG: PFAS-FREIE ALTERNATIVEN

Ziel dieser Beschränkung ist ein weitgehendes Verbot der Herstellung, Verwendung und der Einführung von PFAS-haltigen Erzeugnissen in der EU. Derzeit wird die Regelung geprüft und tritt frühestens 2026 in Kraft. Im Falle eines Inkrafttretens wird die Inverkehrbringung innerhalb von 18 Monaten verboten werden. In begründeten Ausnahmefällen und zur Findung von Alternativen gibt es eine zusätzliche Übergangszeit von 12 Jahren.

 

Zeitintensive Forschungsarbeit

Die PFAS-Gesetzesänderung wird erhebliche Auswirkungen auf die Planungssicherheit von tausenden Unternehmen haben. Sie müssen alternative Lösungen finden, um die Leistung und Funktionalität ihrer Produkte aufrechtzuerhalten. Dieser Übergang erfordert Zeit, da umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeit notwendig ist, um sicherzustellen, dass die neuen Produktformulierungen die erforderlichen Leistungsstandards erfüllen und den spezifischen Anforderungen der Kunden gerecht werden.

Zudem erfordern die Einholung von Zulassungen und die Umstellung der Produktionsprozesse und Betriebsabläufe Investitionen. Diese zusätzlichen Kosten können sich auch auf die Preise für Schmierstoffe auswirken und letztendlich die Kunden beeinflussen.

 

Bedeutung von PFAS für Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Besonders betroffen sind auch der Klimaschutz und die Nachhaltigkeit: Die Beschränkung von PFAS hat Auswirkungen auf die Entwicklung von CO2-Einsparungstechnologien und erneuerbaren Energien. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach sicheren Entsorgungsmöglichkeiten für PFAS-haltige Materialien und Produkte. Effektive Strategien und Technologien sind erforderlich, um PFAS-Abfälle sicher zu beseitigen und eine erneute Freisetzung in die Umwelt zu verhindern.

 

Auswirkungen auf den internationalen Handel

Hinzu kommt, dass PFAS global verbreitet sind und die Möglichkeit besteht, dass ein allgemeines Verbot Auswirkungen auf den internationalen Handel hat. Ein Verbot könnte zur Einstellung vieler Produkte führen, europäische Lieferketten unterbrechen und Unternehmen dazu verleiten, verstärkt Produkte aus Nicht-EU-Ländern zu importieren oder ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Dies hätte einen Verlust an Wertschöpfung, Arbeitsplätzen und Innovationsfähigkeit zur Folge. Anstatt eine ganze Produktgruppe vom Markt zu nehmen, wird von vielen betroffenen Unternehmen empfohlen, eventuelle Risiken im Zusammenhang mit PFAS auf Basis wissenschaftlicher stoff- und anwendungsspezifischer Bewertungen zu regulieren, bevor Produktionsabläufe unterbrochen oder wichtige Anwendungen eliminiert werden.

 

Aktuelles von der ECHA

Ein Beschränkungsvorschlag wird derzeit von der Europäischen Chemikalienagentur ECHA bewertet. Eine sechsmonatige öffentliche Konsultation bis zur Frist am 25. September 2023 bietet allen Betroffenen die Möglichkeit, fundierte Daten, unter anderem zu Verwendungen der Stoffe, Emissionen, Alternativen, Kosten und negativen Auswirkungen, einzubringen, um die wissenschaftliche Bewertung zu unterstützen.

 

Weitere Informationen unter VCI.de .Verband der Chemischen Industrie e.V.

         

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Ihr Michael Engesser