Die Ölpreise haben schnell auf die Verschlechterung der Sicherheitslage im Nahen Osten reagiert und werden wahrscheinlich auch in Zukunft starken Schwankungen ausgesetzt sein, je nachdem wie sich die Situation entwickelt. Rohöl der Nordseesorte Brent wurde am Montagabend mit fast 88 Dollar pro Barrel (a 159 Liter) gehandelt, und amerikanisches West Texas Intermediate wechselte den Besitzer bei über 86 Dollar pro Barrel, was jeweils einem Anstieg von über 3 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag entspricht. Dennoch liegen die Preise deutlich unter ihren Jahreshöchstständen, die sie Ende September erreicht hatten.

Wie geht es an den Ölmärkten weiter?
Die Analysten von Goldman Sachs weisen auf zwei weitere mögliche Folgen des jüngsten Zusammenstoßes zwischen Israel und der Hamas hin. Erstens könnten die jüngsten Ereignisse die Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien verzögern, an der die beiden Länder mit Unterstützung der USA arbeiten, so die Analysten. Zweitens hätten sich durch die Beteiligung des Irans an dem Hamas-Angriff die Zukunftsaussichten für die iranische Ölversorgung verschlechtert.

Saudi-Arabien zu Ausweitung der Fördermengen bereit
Andererseits hatte Saudi-Arabien einem Bericht des Wall Street Journal zufolge angedeutet, dass es bereit sei, eine Rücknahme der Produktionskürzungen im nächsten Jahr in Erwägung zu ziehen, falls die Preise zu stark steigen sollten. Der Bericht zitierte saudische und US-amerikanische Beamte mit dieser Aussage und stellte fest, dass dies eine deutliche Abkehr von der Haltung Saudi-Arabiens gegenüber den US-amerikanischen Forderungen nach einer höheren Ölproduktion im vergangenen Jahr darstelle.

Presse: Iran hat Hamas bei Angriff unterstützt
Das Wall Street Journal berichtete, iranische Sicherheitsbeamte hätten der Hamas bei der Planung des Anschlags geholfen. Unter Berufung auf hochrangige Mitglieder der Hamas und der libanesischen Terrorgruppe Hisbollah berichtet die Zeitung, dass am vergangenen Montag bei einem Treffen in Beirut grünes Licht für den Angriff gegeben wurde.

„Der Iran bleibt ein großer Unbekannter. Wir werden beobachten, wie stark Israels Premierminister Netanjahu Teheran für die Erleichterung dieser Angriffe durch die Versorgung der Hamas mit Waffen und logistischer Unterstützung beschuldigt“, betonte Helima Croft, Leiterin der Globalen Rohstoffstrategie bei RBC Capital Markets.

Bis zu 20 Prozent der weltweiten Ölversorgung bedroht
Energieanalyst Saul Kavonic von der Credit Suisse betonte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass bis zu 3 Prozent der weltweiten Ölversorgung gefährdet wären, sollte der Konflikt den Iran einbeziehen. Käme es zu einem umfassenderen Konflikt, der sich auf den Transit durch die Straße von Hormus auswirkt, könnten etwa 20 Prozent der weltweiten Ölversorgung in Geiselhaft genommen werden.

USA könnten Sanktionen gegen Iran wieder verschärfen
Der Hedgefonds-Manager Pierre Andurand, der als einer der weltbesten und erfolgreichsten Spekulanten an den Energiemärkten gilt und „Ölprinz“ genannt wird, äußerte in einem Social Media Post, dass ein starker Anstieg des Ölpreises in den kommenden Tagen unwahrscheinlich sei. Zugleich betonte er, dass sich der Markt auf den Iran konzentriere.

„In den letzten sechs Monaten haben wir aufgrund der schwachen Durchsetzung der Sanktionen einen sehr starken Anstieg des iranischen Angebots erlebt. Da der Iran auch hinter den Angriffen der Hamas auf Israel steht, ist es sehr wahrscheinlich, dass die US-Regierung damit beginnen wird, die Sanktionen gegen iranische Ölexporte schärfer durchzusetzen“, schrieb er. „Das würde den Ölmarkt weiter verknappen.“

Worst-Case-Szenario: Angriff Israels auf Iran
Eine Rückkehr des Risikos direkter militärischer Spannungen – insbesondere das Risiko israelischer Angriffe auf iranische Atomanlagen – hätte wahrscheinlich systemische Auswirkungen und könnte im Falle einer Ausweitung des Konflikts nicht ausgeschlossen werden. Eine Wiederholung des Ölembargos der 1970er Jahre ist aus verschiedenen Gründen nicht zu befürchten, vor allem wegen der beginnenden Energieunabhängigkeit der USA.

Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, gestern leicht rückläufig waren, wirkt sich dieses Minus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen im Schnitt etwa -0,65 bis -1,35 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch zum Wochenauftakt.


Source: Futures-Services