Die Ölpreise notieren am frühen Freitagmorgen gut behauptet, nachdem sie gestern auf ein neues Vier-Monats-Hoch geklettert waren. Zuvor hatte die Internationale Energieagentur (IEA) für 2024 eine Verknappung des Ölangebots vorausgesagt und zudem ihre Prognose für das Wachstum der Ölnachfrage in diesem Jahr angehoben.

Vor diesem Hintergrund verteuerte sich die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI um 1,7% bzw. 1,9% auf 85,42 bzw. 81,26 Dollar pro Barrel (159 Liter). Für beide Ölsorten war es der höchste Stand seit Anfang November vergangenen Jahres.

IEA: Defizit anstatt Überfluss
Dem gestern in Paris veröffentlichten Monatsbericht der IEA zufolge, droht den globalen Ölmärkten im Jahr 2024 ein Angebotsdefizit anstatt des zuvor erwarteten Überschusses. Als Hauptgrund für die gegensätzliche Entwicklung nannte die Agentur die von der OPEC+ beschlossene Verlängerung der Förderkürzungen in der zweiten Jahreshälfte.

Saudi-Arabien und seine Partner hatten sich Anfang des Monats darauf geeinigt, die Produktionskürzungen um rund 2 Millionen Barrel pro Tag bis Mitte des Jahres zu verlängern. Die IEA geht allerdings davon aus, dass die Maßnahmen tatsächlich bis Ende 2024 andauern werden.

Anziehende US-Konjunktur sorgt für Prognoseanpassung
Darüber hinaus erhöhte die IEA die Prognosen für das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage im Jahr 2024 um 110.000 Barrel auf 1,3 Millionen Barrel pro Tag. Dabei führte sie die besseren Konjunkturaussichten für die USA und den erhöhten Bedarf an Schiffstreibstoff an. Letzterer ist darauf zurückzuführen, dass die Schiffe längere Routen um Südafrika in Kauf nehmen, um Angriffe der Huthi-Miliz im Roten Meer zu vermeiden.

Die OPEC ihrerseits hat ihre Wachstumsprognose für die Ölnachfrage im Jahr 2024 mit 2,2 Millionen Barrel pro Tag gegenüber den Vormonaten unverändert belassen. Vor der jetzt vorgenommenen Anpassung der IEA-Prognose war der Abstand zwischen den Nachfragezahlen der IEA und der OPEC der größte seit 16 Jahren.

Steigende globale Nachfrage
Dem Bericht der IEA zufolge wird die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr im Durchschnitt einen Rekordwert von 103,2 Millionen Barrel pro Tag erreichen.  Dennoch wird der steigende Ölverbrauch in diesem Jahr nach Einschätzung der IEA durch das wachsende Angebot in Nord- und Südamerika – vor allem in den USA, Brasilien, Kanada und Guyana – noch übertroffen werden. Ohne die Kürzungen der OPEC+ würden die Ölmärkte im Saldo sogar einen Überschuss aufweisen.

Ungewöhnlicher Schritt
Eine Verlängerung der OPEC+-Kürzungen zu prophezeien, bevor diese offiziell bestätigt ist, stellt für die IEA einen ungewöhnlichen Schritt dar. Normalerweise wartet die IEA die Ankündigung von Maßnahmen ab, bevor sie diese in ihren Prognosen berücksichtigt.

Die Entscheidung basiert nach Angaben der Agentur auf den vorhergehenden Kürzungsverlängerungen durch die OPEC. Saudi-Arabien hat die anderen Mitglieder des Kartells wiederholt aufgefordert, beim Wiederhochfahren der Produktion vorsichtig zu sein.

Heizölpreise reagieren mit leichten Aufschlägen 
Nachdem sich die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute im frühen Handel kaum bewegt zeigen, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region etwa -0,20 bis +0,40 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch am Donnerstag.


Source: Futures-Services