Die börsengehandelten Rohölpreise befinden sich schon seit geraumer Zeit in einem Spannungsfeld aus preissenkenden und preissteigernden Faktoren. Durchsetzen kann sich bisher keine dieser Tendenzen, so dass die Preise seit Wochen schon sehr volatil sind. Immer wieder gibt es Ausbrüche nach oben oder unten, die jedoch keinen nachhaltigen Einfluss haben, so dass sich die Kurse oft schon am selben Tag wieder ausgleichen. Auch heute früh starten die börsengehandelten Rohölpreise auf ähnlichem Niveau wie am Freitag.

 

Markt schwankt zwischen Sorge um Weltwirtschaft und Produktionsrückgängen 

Die Marktteilnehmer sind in Sorge wegen des Handelsstreits zwischen China und den USA, der die sowieso schon trüben Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum noch trüber macht und die Preise belastet. Ein Treffen zwischen Donald Trump und seinem Amtskollegen Xi Jinping ist nun verschoben worden und man befürchtet, dass eine Einigung noch ziemlich weit entfernt ist. Ab dem 1. März will Washington die Strafzölle auf Güter mit einem jährlichen Importwert von 200 Milliarden Dollar von zehn auf 25 Prozent anheben.

 

Gleichzeitig stützen die OPEC + Kürzungen die Preise und haben für eine relativ stabile Bodenbildung nach dem Preissturz vor dem Jahreswechsel gesorgt. Glaubt man den Aussagen des saudischen Ölministers Khalid al-Falih ist das volle Potenzial außerdem noch gar nicht ausgereizt. Hinzu kommen ungeplante Produktionsausfälle wie in Venezuela, deren weiterer Verlauf schwer abzusehen ist, da die politische Situation in dem südamerikanischen Land nach wie vor ungeklärt ist.

 

Die Sanktionen aus Washington bergen durchaus die Gefahr von Preissteigerungen an den Ölbörsen, denn Venezuela, dessen Exporte bisher größtenteils in die USA gingen, muss sich nach alternativen Abnehmern umsehen. Ein Unterfangen, dass sich nicht ganz einfach gestaltet, denn viele Staaten stehen hinter dem Interimspräsidenten Juan Guaidó und wollen Druck auf den umstrittenen Machthaber Maduro ausüben.

 

Die Sanktionen gegen Venezuela sind nicht die einzigen, die es aufmerksam zu beobachten gilt. Die Sonderregelungen für die Länder, die weiterhin Öl aus dem Iran importieren durften, laufen im Mai aus. Donald Trump hatte im letzten Jahr bekannt gegeben, dass man die Exportzahlen des Iran durch Sanktionen auf Null drücken wolle. Mit den Ausnahmeregeln waren die Auswirkungen dann aber relativ harmlos geblieben. Nun heißt es abwarten, ob die Ausnahmen weiterhin gewährt werden oder nicht.

 

Libyens größtes Ölfeld immer noch nicht unter Kontrolle

Auch Libyen kann seit Dezember nicht so viel Öl fördern wie geplant, da zwei der größten Ölfelder des bürgerkriegsgebeutelten Landes von bewaffneten Milizen besetzt sind. Letzte Woche hieß es, dass es dem im Osten des Landes regierenden General Khalifa Haftar gelungen sei, die Ölfelder kampflos unter seine Kontrolle zu bringen, doch scheint es sich dabei nur um Teile des Ölfeldes gehandelt zu haben.

 

Der Vorsitzende der libyschen National Oil Company (NOC), Mustafa Sanalla, rief alle beteiligten Parteien dazu auf, eine Eskalation zu vermeiden, um das Personal oder die Infrastruktur des größten und wichtigsten Ölfeldes des Landes nicht zu gefährden. Der Betrieb könne nicht wieder gestartet werden, so lange die Sicherheit nicht wieder hergestellt sei, so Sanalla. Die Förderung Libyens ist durch die Ausfälle auf unter eine Millionen Barrel (à 159 Liter) gesunken.

 

Ausblick

Die volatilen Preise an den Ölbörsen machen sich auch im Inland bemerkbar und sorgen auch hier für Preisschwankungen. Heute könnte vor allem der recht schwache Euro, der in Dollar gehandeltes Rohöl im Euroraum teurer macht, für Preisaufschläge sorgen. So kosten 100 Liter Heizöl heute voraussichtlich +0,15 bis +0,35 Euro mehr als am Freitag morgen.