In den letzten Wochen dominieren Meldungen den Markt, die eher für steigende Preise sprechen. Ob es die sehr konsequent umgesetzten Kürzungen der OPEC sind, die unerwarteten Ausfälle durch die Sanktionen gegen Venezuela oder auch die Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und China – viel spricht im Moment dafür, dass der Aufwärtstrend, der sich in den letzten Tagen an den Ölbörsen etabliert hat, auch weiter bestehen bleibt.

 

Massive Produktionskürzungen in Saudi-Arabien

Vor allem Saudi-Arabien scheint daran gelegen, die börsengehandelten Rohölpreise auf ein höheres Niveau zu bringen. Das Königreich hatte sowieso den Löwenanteil der OPEC Förderkürzungen übernommen und hat schon jetzt bereits mehr Rohöl vom Markt genommen als vereinbart. Geplant sind darüber hinaus weitere massive Einschnitte bis März.

 

Ein Grund mag der Ausfall des größten Ölfeldes des Landes sein, das wegen Reparaturarbeiten bis mindestens März außer Betrieb sein wird. Der saudische Ölminister Khalid al-Falih hatte vergangene Woche angekündigt, dass die Produktion des Landes bis März auf 9,8 Millionen Barrel sinken werde. Damit würde der Wüstenstaat quasi zum Produktionsniveau des alten Abkommens zurückkehren, welches 2016 für das Jahr 2017 beschlossen worden war.

 

Unterschiedliche Expertenprognosen

Saudi-Arabien scheint offenbar gewillt zu sein, alles Notwendige zu unternehmen damit die Ölpreise auf 80 Dollar pro Barrel steigen. Und nach der Reaktion der Preise zu urteilen, scheint man auf dem richtigen Kurs zu sein, so der Finanzexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank. Im Moment liegen die Preise für die Nordseesorte Brent bei etwa 66 Dollar pro Barrel.

 

Die Finanzanalystin Vandana Hari geht jedoch davon aus, dass die OPEC und Saudi-Arabien durchaus vorsichtig agieren werden. Einen Anstieg bis in den Bereich der 80 Dollar hält sie deshalb für unwahrscheinlich. Die OPEC hätte im letzten Jahr schon einmal Erfahrung mit einer zu starken Produktionskürzung im Sommer gemacht, was letztlich die amerikanische Ölindustrie begünstigt und im letzten Quartal zu einem starken Preiseinbruch geführt hatte.

 

Viele Konjunktive machen Vorhersagen schwer

Auf der anderen Seite scheint die Situation in Libyen sich zu stabilisieren. Hier ist es gelungen, das seit Dezember besetzt gehaltene größte Ölfeld des Landes zu befreien, so dass es wahrscheinlich bald wieder in Betrieb genommen werden kann. Auch die Entwicklung in Venezuela ist noch völlig offen. Sollte der umstrittene Präsident Maduro zurücktreten, würden die Santionen enden und die Ölindustrie des Landes könnte sich möglicherweise nachhaltig erholen.

 

So lange es jedoch keine Anzeichen für eine konkrete und deutliche Verbesserung der kurzfristigen Versorgungslage gibt, bleiben die Vorzeichen am Markt auf Preissteigerungen.

 

Ausblick

Da die börsengehandelten Rohölpreise von gestern auf heute etwas günstiger starten, könnte es auch bei den Inlandsrpeise am Morgen zu leichten Preisabschlägen kommen. Verbraucher zahlen für 100 Liter voraussichtlich -0,10 bis -0,20 Euro weniger als gestern morgen. Der Trend geht jedoch nach oben.