Die Ölpreise haben es am Dienstag nicht geschafft, den vierten Tag in Folge nach oben zu klettern. Es wäre die längste Gewinnserie seit über zwei Monaten gewesen. In den letzten Tagen hatten sich die Hoffnungen verstärkt, dass die Nachfrageaussichten für Rohöl eventuell doch nicht so schlecht sind wie zuvor befürchtet.

Die weltweite Referenzsorte Brent wurde in der Nähe von 82,50 Dollar pro Barrel (a 159 Liter) gehandelt und hat damit seit dem Handelsschluss vor einer Woche um rund vier Prozent zugelegt. West Texas Intermediate lag nahe bei 78 Dollar. Brent liegt rund 14  Prozent unter dem diesjährigen Höchststand von Ende September bei 98 Dollar.

Bedenken hinsichtlich des globalen Wirtschaftswachstums und einer damit einhergehenden sinkenden Ölnachfrage hatten die Preise in den letzten Wochen unter Druck gesetzt. Der Preisrückgang kommt für viele Rohstoffexperten durchaus überraschend. Angesichts der Angebotskürzungen der OPEC und ihrer Verbündeten sowie durch den Konflikt im Nahen Osten wäre bei den Rohölpreisen eigentlich ein höheres Niveau gerechtfertigt.

Ölexporte aus Russland und USA halten Ölmärkte stabil
Noch zu Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas hatte die Sorge vor einem Flächenbrand im Nahen Osten die Rohölpreise stark ansteigen lassen. Nun wird aber seit zwei, drei Wochen die Versorgungslage von Marktteilnehmer als stabil angesehen, weil die Öllieferungen aus dem Nahen Osten vom Krieg zwischen Israel und Hamas bislang nicht beeinträchtig wurden. Zudem haben die Ölexporte aus Russland und den USA in den letzten Wochen die Angebotssituation an den Ölmärkten weiter entschärft.

Auch IEA hebt Prognosen an…
Einen Eindruck, wie es aus fundamentaler Sicht um die Ölmärkte bestellt ist, geben die derzeit zur Veröffentlichung anstehenden Monatsberichte der OPEC und der großen Energieagenturen. Wie bereits zum Wochenauftakt die OPEC, so hat nun gestern auch die International Energy Agency (IEA) ihre Prognose für das Wachstum der Ölnachfrage im Jahr 2024 angehoben. Demzufolge geht die IEA von einer von 880.000 Barrel pro Tag auf 930.000 Barrel pro Tag ansteigenden Ölnachfrage aus. Die Agentur stützt ihre Erwartungen dem aktuellen Bericht zufolge auf die Hoffnung von Zinssenkungen und den jüngsten Rückgang der Rohölpreise.

…bleibt aber deutlich unter der OPEC-Schätzung
Die aktuelle Bedarfsanhebung liegt damit deutlich unter der OPEC-Prognose von 2,25 Millionen Barrel pro Tag. Die Differenz von 1,32 Millionen Barrel pro Tag entspricht immerhin etwa 1 Prozent des täglichen Weltölverbrauchs und damit mehr als der Tagesproduktion des OPEC-Mitglieds Libyen.

IEA: 2024 wird Nachfrage zurückgehen
Der IEA zufolge wird die Nachfrage 2024 zurückgehen, wenn die letzte Phase des pandemischen Wirtschaftsaufschwungs abklingt und sich fortschreitende Energieeffizienzgewinne, die wachsende Anzahl von Elektrofahrzeugen und strukturelle Faktoren wieder durchsetzen.

Die Aussichten für die Ölmärkte im Hinblick auf das kommende Jahr werden beim nächsten Treffen der OPEC+ am 26. November im Mittelpunkt stehen.

Bei den Inlandspreisen ergeben sich heute im Vergleich zu Dienstagmorgen Preisabschläge, die allerdings vergleichsweise moderat ausfallen. So kosten 100 Liter Heizöl im Bundesgebiet heute, je nach Region, etwa –0,70 bis -1,30 Euro weniger als gestern.


Source: Futures-Services