Eine knappe Marktlage und zahlreiche geopolitische Risiken verhindern zur Zeit ein nachhaltiges Abwärtspotenzial an den Ölbörsen. Donald Trumps Drohung, die Strafzölle gegen China zu verschärfen, befeuerte gestern wieder die Sorge um einen weltweiten Nachfrageeinbruch und ließ die Preise kurz sinken. Jedoch überwiegt die Angst vor Versorgungsengpässen durch die Iransanktionen und politische Krisen in Venezuela und Libyen, so dass der Abwärtstrend nicht lange bestand hatte. Die Preissenkungen von gestern sind damit heute schon wieder Geschichte.

 

Spannungen zwischen USA und Iran

Die Sanktionen der US Regierung gegen den Iran laufen nun schon seit Monaten, doch der Konflikt zwischen den beiden Staaten hat sich nun nochmals verschärft. Wie der Sicherheitsberater des Weißen Hauses, John Bolton, mitteilte, sollen der Flugzeugträger „USS Abraham Lincoln“ sowie eine Bomberstaffel vom Mittelmeer in den Nahen Osten verlegt werden.

 

Die Aktion sei eine Antwort auf „eine Reihe von beunruhigenden und eskalierenden Indizien und Warnungen“, so Bolton. Ein Mitarbeiter des Weißen Hauses sagte, es gebe Indizien, dass Teheran einen möglichen Angriff auf US-Truppen in der Region vorbereitet hätte. Experten schließen allerdings auch nicht aus, dass die Verlegung des Flugzeugträgers schon länger geplant war und nun von Bolton und der US Regiergung rhetorisch gegen den Iran genutzt wird.

 

Egal was dahinter steckt, der Schachzug trägt nicht zur Deeskalation im Konflikt der beiden Länder bei. Seit Anfang Mai spürt der Iran das volle Ausmaß der US Sanktionen, die im letzten Jahr verhängt wurden, da die Ausnahmeregelungen zum Import iranischen Öls zu Ende gingen. Die Gefahr steigt, dass der Iran nun seinerseits aus dem Atomabkommen austreten könnte und sein Atomprogramm wieder aufnehmen könnte.

 

Experten sehen Ölpreise höher

Mit den vollen Sanktionen gegen den Iran dürften nach Expertenschätzungen kurzfristig etwas 0,5 bis 0,6 Millionen Barrel (à 159 Liter) am Weltmarkt fehlen. Diese Menge könnte jedoch in den nächsten Monaten sogar auf knapp eine Million Barrel steigen, sollte es nicht zu einer Einigung kommen.

 

Zwar könnte Saudi-Arabien einen Teil dieser Ausfälle auffangen, da das Königreich seine Produktion nach dem Abkommen mit der OPEC um etwa 0,5 Millionen Barrel mehr als notwendig reduziert hat. Jedoch hat Teheran auch schon klar gemacht, dass man zunächst zurückhaltend agieren möchte und erst einmal abwarten will, wie sich die Sanktionen tatsächlich auswirken.

 

Hinzu kommt, dass mit den Sommermonaten durch Reise- und Pendlerverkehr auch ein Nachfrageschub zu erwarten ist. Länder wie Saudi-Arabien haben außerdem durch die Klimatisierung einen erhöhten Strom- und Ölbedarf. Unter all diesen Voraussetzungen sehen die meisten Experten den Ölpreis mittelfristig höher, auch wenn die letzten beiden Wochen leichte Abwärtstendenzen zeigten.

 

Ausblick

Es war nur ein kurzes Vergnügen mit den niedrigeren Preisen. Heute setzen sich auch im Bundesgebiet schon wieder die Preissteigerungen durch, so dass Verbraucher heute für 100 Liter Heizöl etwa +0,55 bis +0,65 Euro mehr zahlen müssen als gestern Morgen.

 


Source: Futures-Services