Der Starke Preissprung am Montag setzte sich Dienstag und Mittwoch zunächst nicht fort. Mit den immer zur Wochenmitte erscheinenden US Bestandsberichten kam dann aber gestern etwas Bewegung hinein. Die besonders starken Aufbauten bei Rohöl sorgten für einen kurzfristigen Abwärtstrend, doch der weitere Kursverlauf war ein Paradebeispiel für die momentane Stimmungslage an den Rohölbörsen. Innerhalb kürzester Zeit drehte sich der Trend und die Preise kletterten wieder deutlich in die Höhe. Trotz eines klaren Signales für Preisnachlässe überwiegt bei den Marktteilnehmern die Angst vor Versorgungsengpässen. Somit steigen die Preise erst einmal weiter.

 

US Bestandsveränderungen

Sowohl das American Petroleum Institute API als auch das Amerikanische Energieministerium DOE gaben in der Wochenmitte ihre Zahlen zu den US Bestandsdaten bekannt. Vor allem das DOE, dessen Bericht oft aussagekräftiger ist als der des API, meldet mit +8 Millionen  Barrel (etwa 1,3 Milliarden Liter) sehr starke Aufbauten bei Rohöl.

 

Eine solch eindeutige Zahl ist üblicherweise ein klares Signal für sinkenden Preise. Gleichzeit steigt jedoch mit dem nahenden Winter auch die Nachfrage. Mit gesunkenen Beständen bei Destillaten und Benzin relativiert sich dieser Aspekt somit etwas und der DOE-Bericht hat keinen nachhaltigen Einfluss auf die börsengehandelten Rohölpreise.

 

Experten geben Prognosen für Ölpreise

Die Unsicherheiten und Versorgungsängste, die zur Zeit den Markt beherrschen, beeinflussen die Expertenprognosen für die nächsten Monate. So hat sich beispielsweise der russiche Energieminister Alexander Nowak zu den aktuellen Ölpreisen geäußert. Seiner Ansicht nach ist das aktuelle Preisniveau zu hoch, was vor Allem mit den Sanktionen gegen den Iran zusammenhängt. Dies würde gleichzeitig einen negativen Einfluss auf die Nachfrage haben.

 

Finanzexperten und Analysten wie beispielsweise Warren Patterson von der ING rechnen im vierten Quartal mit Preisen für die Nordseesorte Brent zwischen 75 und 85 Dollar. Man hört inzwischen auch immer wieder, dass die 100 Dollar Marke erreicht werden könnte.

 

Gleichzeitig gibt es aber auch Langzeitprognosen, wie etwa von Caroline Bain von Capital Economics, die davon ausgeht, dass die Ölpreise kurzfristig zwar weiter steigen werden. Durch ein schwächeres Ölnachfragewachstum in den nächsten Monaten geht sie jedoch davon aus, dass  die Preise Ende kommenden Jahres wieder auf 60 Dollar fallen werden.

 

 

Geheimer Deal zwischen Russland und Saudi-Arabien?

Neuen Gerüchten zufolge sollen sich Russland und Saudi-Arabien hinter verschlossenen Türen auf einen Produktionssteigerung verständigt haben. Es gibt kein öffentliches Statement, da viele Länder innerhalb der OPEC gegen einen Produktionssteigerung sind.

 

Auch will man sicher nicht den Eindruck erwecken, auf Druck des Amerikanischen Präsidenten Donald Trump gehandelt zu haben. Dieser hatte in den letzten Wochen mehrfach über Twitter gefordert, die OPEC solle den hohen Ölpreisen entgegenwirken.

 

Laut Informantenberichten soll der US Energieminister Rick Perry unterrichtet worden sei, dass Saudi-Arabien seine Förderung anheben werde, sollten die Käufer mehr Öl verlangen. Das US Energieministerium wollte dies jedoch nicht bestätigen. Wie viel Wahrheit in den Gerüchten steckt, wird die Zukunft zeigen müssen.

 

Ausblick

Mit dem Preissprung von gestern Nachmittag sind auch die Inlandspreise mit nach oben gegangen. Heizöl kostet heute pro 100 Liter wieder etwa +0,90 bis 1,10 Euro mehr als am Dienstag.